niemand lacht rückwärts

textbeispiel

und fliegend blühen die bäume los, man sieht, ein neues frühjahr ist herangebrochen, es hat sich angesagt durch bloßen knopfdruck, jetzt reicht der frühling seine hand schon weit über die stadt hinaus ins land hinein, und wenn man vom grünton spricht, der alles beherrscht, dann darf man ruhig mit den augen zwinkern dabei.
ein gesang reist durch die straßen der stadt, der hat recht viel zu tun mit neuen insekten und sonnenschein, kein autofahrer paßt auf den nächsten auf, alle sind sie wie fröhlich und ausgelassen, ein zebrastreifen nach dem anderen läßt seine federn zurück.

aus dem netzich steige auch ich jetzt.
und wie ich in den tag als falter losspringe, in jeder achselhöhle ein freies zimmer versteckt, das zeigt seine farben, wenn man es betritt, das macht spaß und morgen mehr, das macht ein schnelles geräusch aus mir, und wenn man mir zusätzlich noch das gesicht umdreht, dann ist es für eine weile abgestellt und kommt doch wieder.

oh, franz, die erste leibesschicht taut auf, sie ist davon, und übrig bleibt die rauhe schale, kein grüner frühling drückt die noch weg, da heißt es schon den genußlöffel von einem eck ins nächste schieben, bis er steckt, und dann ab in den morgen hinein, schon dampft ein morgen mit mir ab, schon will er los mit mir, doch schief steht der löffel mir im mund, was hat ihn bloß so schief gemacht, ist es ein falsches kopfnicken gewesen, ist etwas verrutscht oder unter den tisch gefallen-

ach, franz, es ist das frühstück gewesen, mein kleines frühstück ist ins eck gerutscht, oh franz, mein frühstück ist weg, was soll ich ohne es machen, wie soll ich dem vormittag noch ins auge schauen- mein frühstück ist weg, ohne es muß ich los, denn ein morgen dampft mit mir ab und es heißt, der tür gas zu geben.

ach, franz, wie goldig das alles hier ist, wie goldig und grünblühend, und wie meine augen schön blinken können, hier im schaufenster zum beispiel, in drei verschiedenen farben, und sie fallen dabei nicht ab, nein franz, sie bleiben da hängen und sehen mich an: das günstige grinsen mitten ins gesicht geparkt und die ohren in musik kleingestellt, ja, das bin ich, franz, das bin ich: ein einziger lebendiger streifen, der sich quer durch die großstadt zieht und nie hängen bleibt.

und wie ich dann auf der hauptstraße stehe, den bus untern arm geklemmt-

und bald komme ich an, weißt du es schon, franz, bald bin ich da, kein anflug von müdigkeit ist in meinen augen versteckt, kein bißchen taube nuß jagt an meinem trommelfell entlang, ich bin einfach unterwegs, und jeden moment kann der spaß losgehen, gleich bin ich da-

und schon sitze ich bei der arbeit, lege zuerst noch hand an mein äußeres, dann ticke ich los, tippe zahlenkolonnen in den nächstbesten computer, ich bin dazu mit regeln versehen.
ach, mein computergebirge, es rechnet wohl mit all meinen zahlen, und schalte ich ab, dann rechnet es heimlich weiter, es redet nicht gerne-

kennst du die faxgeräte, franz, ja kennst du denn die faxgeräte und kopiermaschinen, franz, kennst du denn das, wie schnell sich so etwas um dich aufbauen kann, kaum hast du dich einmal umgedreht, hat es sich schon rund um dich versammelt, und dann knallt es nicht etwa, es knarrt nur ganz leise, wenn man den umgang mit den geräten in die falsche hand gibt, oder zu hause bleibt, während andere sich darauf vergnügen.

ach, franz, wie oft habe ich mich gefragt, was das ganze denn soll, wohin ich mit der vielzahl an geräten und maschinellen anordnungen denn soll, das alles kreist durch meinen kopf und schlägt zu, bis mir die ziffern kommen. doch sie zahlen mich gut und zucken nicht zurück, wenn ich ihnen die hand gebe.
und franz, du mußt wissen, es ist eine arbeit, die nicht traurig macht, gehe ich abends mal nach hause: da bleibt ein tag hübsch auf dem anderen liegen, nichts schiebt sich dazwischen, was ihm schnelle beine machen könnte.

nur einmal, da hat sich eine hand in meinen kopf geschoben, doch das war woanders, da war ich noch zuständig für die essensausgabe, mit sieben fingern habe ich daran gearbeitet, die anderen beiden hinten auf die haken gehängt, wußte ich doch, daß ich sie eines tages zum zahlen eintippen brauchen würde.
manche bestehen ja auf betriebssauna, wir aber hatten eine mensa vor augen, die wußte, wie man das salz in die köpfe legt.

franz, kennst du denn das, wenn sich ein essensgeruch durch deinen ganzen körper aufmacht bis zu seinem bitteren ende? wenn du drehscheibe und mischtüte der verschiedensten dämpfe wirst, wenn der schöpflöffel in der hand dir die augen im magen umdreht, ja kennst du denn das?

doch normalerweise bin ich, wenn die arbeitspause umschlägt und es ans weiterwerken geht, mit einem gebirgsbach zu vergleichen, der nicht trödelt, doch heute, heute fange ich gar nicht an, kurz vor dem büro schlage ich einen haken und gehe direkt zum kleiderkauf über. den ganzen morgen lang schon ist mir ein kleid vorgeschwebt, das hat nicht zu große ohren und macht nicht schnell den mund auf, lange haare umrahmen es, und darin der sonnenschein.
und schon stehe ich im kaufhaus mit all seinen fünf stockwerken, in dem die leute wie in ihrer suppe hocken und gar nicht daraus aufstehen wollen, sodaß ihnen andere aus der kleidung helfen müssen.

es sind so viele menschen da, daß es rauscht, und allen rutscht die freude quer übers gesicht-

aus: freak-franz